Bogenschießen Historie

Tradition und Moderne im Einklang

Das Schießen mit Pfeil und Bogen kann auf vielerlei Art und Weise geschehen. Heute steht meist der Spaßfaktor im Vordergrund. In früheren Zeiten sah das anderes aus – Pfeil und Bogen spielten die Hauptrolle bei der Jagd. Die Bogenjagd ist vermutlich eine der ältesten Jagdformen überhaupt. Bogen und Pfeil spielten auch lange Zeit eine große Rolle bei Auseinandersetzungen unter den Volksstämmen.

Archäologische Funde belegen das hohe Alter des Bogens, wie zum Beispiel im Stellmoor bei Hamburg. Dort wurden vollständig erhaltene Pfeile gefunden, die von den Wissenschaftlern auf das Jahr 10.000 v. Chr. datiert wurden.Ein weiteres Beispiel sind die Bogenfunde in Holmegaard (Dänemark), deren Alter man auf ca. 8.000 Jahre schätzt.

Nun – ein Bogen ist im Prinzip nichts anderes als eine Feder, die durch die Sehne in Vorspannung gebracht wird. Durch das Spannen des Bogens wird Energie gespeichert, die beim Abschuss den Pfeil nach vorn katapultiert und als kinetische Energie freigesetzt wird. Bögen haben unterschiedliche Stärken, die man als Zuggewicht bezeichnet. Das Zuggewicht, das zum größten Teil verantwortlich ist für die beim Abschuss freiwerdende kinetische Energie, wird in lbs, dem englischen Pfund gemessen. Ein englisches Pfund entspricht umgerechnet 453,6 Gramm – keine 500 Gramm, wie oft vermutet wird.

Alle erforderliche Maße und die Art, wie etwas gemessen wird, legte die AMO (American Manufactur Organisation) fest. Heute heißt die AMO allerdings ATA (Archery Trade Association).

Aber nun zum Bogenschießen an sich.

Es gibt viele Arten des Schießens mit Pfeil und Bogen. Einerseits das sportliche und olympische Bogenschießen, dazu finden Sie auf viele Informationen in der Rubrik Bogensport. Auf der anderen Seite das traditionelle Bogenschießen, das oft auch als instinktives oder intuitives Bogenschießen bezeichnet wird.

Traditionelles Bogenschießen kann jeder, hier existieren keine Beschränkungen hinsichtlich des Alters oder des Geschlechts. Und – es gibt für jeden das Richtige, ähnlich wie beim Wetter: Es gibt ja bekanntlich auch kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung, in unserem Fall wäre dies eine schlechte Bogenausrüstung.

Bogenschießen kann man immer und überall – unter der Voraussetzung, dass Sicherheitsregeln beachtet werden und niemand gefährdet wird. In jedem von uns steckt ein kleiner Robin Hood, ein Bogenschütze. Das Schießen mit Pfeil und Bogen ist eine der ältesten “Verrichtungen“ die der Mensch bzw. die Menschheit ausübt. Der Mensch schießt z.B. länger Bogen als er schreibt. Und von diesem Erbe trägt jeder etwas in sich. Es hat etwas Archaisches, es bringt Lagerfeuerromantik mit. Fast jeder hat Freude daran, einen Pfeil von der Sehne zu lassen. Das aber nicht im sportlichen Sinn mit Leistungsdruck, sondern verbunden mit einem besonderen Gefühl. Den Bogen spannen, die Sehne lösen, den Pfeil fliegen sehen – das ist einfach großartig.

Gerade das intuitive / instinktive Bogenschießen findet immer mehr Anhänger. In direktem proportionalen Zusammenhang dazu sprießen Bogensportvereine aus dem Boden. Diese Vereine praktizieren, ja zelebrieren geradezu das Jagdbogenschießen. Hier wird auf Tiernachbildungen, sogenannte 3D Tiere geschossen. Bei Turnieren werden jagdliche Szenen nachgestellt, die dann zu bewältigen sind.

Auch eine immer mehr zunehmende Art ist das Clout Schiessen. Hier wird versucht, auf eine 165 Meter weit entfernte Flagge zu schießen, bzw. dieser möglichst nahe zu kommen. Eine weitere Art ist das Roving, hier sind die Flaggen auf unterschiedlichen und unbekannten Entfernungen platziert.

Weniger bekannt in unseren Gefilden ist das Bogenschießen vom Pferd aus, diese Variation wird bei uns auch wenig praktiziert. Große Traditionen leben hier in Ungarn bis in den asiatischen Raum hinein. In Japan finden wir das Kyudo als eine Art des Bogenschiessens mit großem meditativen Aspekt. Im Kyudo steht ein stark ritueller Charakter im Vordergrund. Genutzt werden hier Zustände des Bewusstseins, um Gelassenheit und Konzentration zu fördern. Seit den 90er Jahren haben auch Therapeuten aus unterschiedlichen medizinischen Fakultäten das Bogenschießen für sich bzw. für ihre Patienten entdeckt und damit große Erfolge erzielt.

Die Jagd mit Pfeil und Bogen spielt allerdings in Deutschland keine Rolle, sie ist hier verboten. Aber es gibt weltweit etwa 3.700.000 organisierte Bogenjäger. Also 10mal mehr, als Deutschland Jagdscheininhaber hat. Die USA weisen sogar extra Bogenjagdzeiten aus. Ob es in unseren Landen auch mal wieder zur Bogenjagd kommt, kann aus heutiger Sicht nicht prognostiziert werden.

Fakt ist folgendes: Alle vorgenannten Arten des Bogenschießens, wobei unsere Ausführungen hier sicherlich  nicht vollständig sind, haben mit dem intuitiven / instinktiven, sprich traditionellen Bogenschießen zu tun und nichts mit dem olympischen.

Hier kehrt die Tradition  zurück – Back to the roots. 
Viel Spaß beim Bogenschießen!